Grenzüberschreitende Kooperation: Neues Projekt erfasst die „Flora des Böhmerwaldes“

SNSB IT-Zentrum & Botanische Staatssammlung München

Über die Artenvielfalt der Pflanzen des Böhmerwalds ist bisher wenig bekannt. Das nun gestartete Forschungsprojekt „Flora des Böhmerwaldes“ soll die Pflanzenvielfalt in diesem biologisch einzigartigen Gebiet umfassend erforschen. Kooperationspartner des Projekts sind die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) mit dem SNSB IT-Zentrum und der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM), der Lehrstuhl für Botanik der Südböhmischen Universität Budweis sowie die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava.

„Trotz langer Tradition der floristischen Erforschung dieser Region in beiden Ländern lag bisher noch keine grenzüberschreitende Gesamterfassung vor“, erklärt Cornelia Straubinger, zuständig für das Projekt beim Nationalpark Bayerischer Wald. Der Böhmerwald erstreckt sich über die beiden Nationalparke Bayerischer Wald und Šumava hinaus, vom Gebiet des Großen Arbers bis in das österreichische Mühlviertel. Das deutsch-tschechische Wissenschaftlerteam hat es sich zum Ziel gemacht, gemeinsam sowohl historische floristische Daten der Region zusammenzuführen und aufzuarbeiten, als auch die aktuelle Pflanzenvielfalt durch neue Kartierungen zu ergänzen. „Wir wollen grenzüberschreitend einheitliche Methoden zur Bestandsaufnahme der Pflanzen verwenden und etablieren“, so Straubinger.
Die gesammelten Daten über die aktuelle und historische Verbreitung sowie Häufigkeit der Gefäßpflanzenarten des Böhmerwaldes werden nach Auswertung durch Experten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht – auf einem gemeinsamen Onlineportal in tschechischer und deutscher Sprache. Die Zusammenführung sämtlicher Informationen ist von großer Bedeutung, um passende Maßnahmen für den Arten- und Ökosystemschutz auf beiden Seiten der Grenze entwickeln zu können. Dazu gehört auch die Überwachung der Bestandsentwicklung von seltenen und bedrohten Arten. Eine große Anzahl der Pflanzen im Nationalpark sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht wie die „Vielteilige Mondraute“ (Botrychium multifidum) und der „Böhmische Enzian“ (Gentianella bohemica Skalický).

„Moderne Untersuchungsmethoden erbringen neue Erkenntnisse zur Entwicklung und Ökologie gefährdeter Arten. Wir hoffen so, die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung für deren Erhalt in der Öffentlichkeit zu steigern“, sagt Wolfgang Diewald, Projektmitarbeiter an der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM).
Für die Verwaltung und Weiterverarbeitung der Daten ist das IT-Zentrum der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) verantwortlich. Es bildet die Schnittstelle zwischen den deutschen und tschechischen Datenbanksystemen. Für die GPS-genaue Erhebung der Beobachtungsdaten ist im Böhmerwald-Projekt die vom SNSB IT-Zentrum entwickelte DiversityMobile App routinemäßig im Einsatz. „Unsere App bildet eine wichtige Komponente des Datenflusses“, freut sich Dagmar Triebel, Leiterin des IT-Zentrums und Projektkoordinatorin an den SNSB.

Das Projekt „Flora des Böhmerwaldes“ ist eine Maßnahme zur grenzübergreifenden Zusammenar-beit zwischen dem Freistaat Bayern und der Tschechischen Republik und wird im Rahmen der EU-Initiative Interreg gefördert. Auf bayerischer Seite wird das Programm durch die Regierung von Niederbayern verwaltet. Sämtliche Daten stehen auch dem Langzeitmonitoringprojekt „Flora von Bayern“ zur Verfügung.

Kontakt:
Dr. Dagmar Triebel
Botanische Staatssammlung München und SNSB IT-Zentrum
Menzinger Straße 67
80638 München
Tel.: 089-17861-252
Email: triebel@snsb.de

Weitere Information im Bayernflora Wiki:
https://wiki.bayernflora.de/web/Flora des Böhmerwaldes – Květena Šumavy – Flora Silvae Gabretae