Katzen mögen Fisch – Stabile Isotope zeigen, was Katzen im Mittelalter fraßen

Schon im Mittelalter fraßen Hauskatzen mit Vorliebe Fisch – wenn sie die Möglichkeit dazu hatten. Das zeigt die neue Studie eines internationalen Forscherteams mit Beteiligung von SNSB- und LMU-Paläoanatom Prof. Joris Peters. Den Wissenschaftler:innen gelang es, durch die Analyse des stabilen Isotopenverhältnisses von Kohlenstoff und Stickstoff die Ernährung von Katzen zweier mittelalterlicher Häfen im Arabischen Golf und im Golf von Oman zu rekonstruieren.

Fisch ist heute ein wichtiger Bestandteil von Heimtierfutter, Katzen verzehren schätzungsweise 6 % aller wild gefangenen Fische. In der Natur dagegen erbeuten sowohl Haus- als auch Wildkatzen nur selten Fische. Doch wenn Katzen der Zugang zu maritimen Leckerbissen erleichtert wird, ernähren sie sich mit Vorliebe davon – so auch in den beiden mittelalterlichen Hafenstädten Siraf und Qalhât. Qalhât, nahe der östlichsten Spitze der Arabischen Halbinsel gelegen, war einer der wichtigsten Hafenorte der Region, die von dort untersuchten tierischen Überreste stammen aus dem 14.  bis 16. Jahrhundert. Die Knochenfunde aus Siraf datieren um 1.000 n. Chr., auch diese Stadt war zu der Zeit ein wichtiger Hafen am Arabischen Golf.

Katzen sind je nach Bedarf beides: Raubtiere ebenso wie abhängig von der Fütterung durch den Menschen. Katzen, die nicht gefüttert werden, ernähren sich überwiegend von kleinen Beutetieren wie Vögeln, Säugetieren oder Reptilien. In Städten war die Katze seit jeher darauf angewiesen, was der Mensch ihr übrig lässt. Ablesen können Forscher:innen den Speiseplan der Katzen durch die Menge der stabilen Isotope von Kohlenstoff und Stickstoff, welches jeder Organismus in seinen Zähnen und Knochen speichert. Das Verhältnis der beiden Stoffe in seinem Körper gibt Aufschluss über die aufgenommene Nahrung eines Tiers.

Die in dieser Studie analysierten Überreste von Katzen und der überlierfen Fauna aus Fisch, Nutz- und Wildtieren stammen aus den zwei mittelalterlichen Hafenstädten, Siraf im Iran und Qalhât im Oman. In beiden Städten standen offenbar menschliche Essensreste aus der Nahrungsmittelzubereitung oder -verarbeitung auf dem Speisezettel der Katzen – hauptsächlich Nahrung, zu der Katzen sonst keinen Zugang gehabt hätten, wie das Fleisch von großen Säugetieren wie Schafen und Rindern sowie Fisch. Obwohl sowohl Siraf als auch Qalhât Küstenorte sind und während der untersuchten Zeiträume wichtige Häfen waren, scheinen die Katzen an den beiden Orten unterschiedliche Ernährungsgewohnheiten gehabt zu haben. Die Analysen der Forscher:innen zeigten dass sich die Katzen aus Qalhât in hohem Maße von Fischen ernährten, während die Katzen aus Siraf eine gemischte marin-terrestrische Ernährung aus Fisch sowie Rinderfleisch und Innereien aufweisen. Der Anteil der Überreste von Nutztieren ist in Siraf deutlich höher, was darauf hindeutet, dass an diesem Ort nicht ausschließlich Fisch verarbeitet und vermutlich auch von den Siedlern konsumiert wurde. In Qalhât dagegen lebten die Menschen hauptsächlich von der Hochseefischerei.

Die Rekonstruktion der Ernährungsgewohnheiten antiker Katzen gibt Aufschluss über die regionale Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln und letztlich über die Interaktion zwischen Mensch und Katze zur Zeit des Mittelalters. An der Studie beteiligt waren Forscheri:innen aus Italien, Frankreich, Belgien, Dänemark sowie von der Staatssammlung für Paläoanatomie bzw. der LMU München.

Publikation
Brozou, A., Fuller, B.T., De Cupere, B., Marrast A., Monchot M., Peters J., Van de Vijver K., Lambert O., Mannino M.A., Claudio Ottoni C., Van Neer W. A dietary perspective of cat-human interactions in two medieval harbors in Iran and Oman revealed through stable isotope analysis. Sci Rep 13, 12316 (2023). https://doi.org/10.1038/s41598-023-39417-7

Kontakt:
Prof. Dr. Joris Peters
Staatssammlung für Paläoanatomie (SNSB-SPM)