Fleischfressende Strudelwürmer breiten sich in Deutschland aus

München, 20.01.2025, Zoologische Staatssammlung München

In den letzten Jahrzehnten sind mindestens 25 nicht heimische Arten von Landplanarien in Europa aufgetaucht und breiten sich immer weiter aus. Manche dieser fleischfressenden Strudelwürmer gelten als invasiv und gefährden möglicherweise Bodenökosysteme. Nun wurde die australische Art Caenoplana variegata erstmals in Deutschland nachgewiesen. Die Studie ist kürzlich in der Fachzeitschrift Spixiana erschienen.

Landplanarien sind hauptsächlich in tropischen und subtropischen Regionen der Erde verbreitet. Inzwischen werden aber immer mehr dieser fleischfressenden Würmer in Europa eingeschleppt. Bis 2022 waren erst drei Arten von gebietsfremden Landplanarien in Deutschland nachgewiesen, inzwischen hat sich die Zahl verdreifacht. Darunter ist auch die australische Spezies Caenoplana variegata, die erstmals auch in Deutschland, in einem Garten nahe Mönchengladbach in Nordrhein-Westfalen entdeckt wurde und die im Freiland überleben kann. In ihrer neuen Studie haben Forschende der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) zusammen mit Kollegen aus dem Haus des Meeres in Wien die bisherigen Funde eingeschleppter Landplanarien in Deutschland und Österreich zusammengefasst.

Caenoplana variegata ist – wie auch andere Arten aus der Gruppe der Plattwürmer – für ihre außerordentliche Regenerationsfähigkeit bekannt. Wird ein Tier in zwei Stücke zerteilt, können daraus zwei neue Individuen entstehen. Landplanarien ernähren sich von anderen Bodenbewohnern, wie Regenwürmern, Schnecken oder Kellerasseln. Manche der fleischfressenden Strudelwürmer sondern über ihre Haut einen giftigen Schleim ab und haben daher selbst kaum Fressfeinde. Breiten sich solche Arten invasiv aus, können sie das Gleichgewicht von Bodenökosystemen gefährden. Viele dieser eigentlich in wärmeren Regionen hei-mischen Landplanarien können aber unter den klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa nur in Gewächshäusern oder Gartencentern überleben und werden offenbar besonders über den Pflanzenhandel eingeschleppt und verbreitet.

„Bisher ist leider nur sehr wenig über die eingeschleppten Landplanarien in Deutschland bekannt. Citizen-Science Projekte in den westlichen Nachbarländern Frankreich, Niederlande und Belgien haben dort zu einem viel besseren Wissensstand geführt. In Deutschland gibt es daher sicherlich noch viel zu entdecken“, sagt Dr. Frank Glaw von der Zoologischen Staatssammlung München, Erstautor der Studie.

Um mehr über die Ausbreitung der Landplanarien in Deutschland herauszufinden, können Sichtungen der Tiere mit Foto und Angabe des Fundortes bei den Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) über die E-Mail-Adresse landplanarien@snsb.de gemeldet werden.

Publikation:
Glaw, F., R. Mass, T. Glaw & J. Schreiner (2024): Non-native terrestrial planarian species in Germany and Austria, with first locality records of Caenoplana variegata for both countries (Platyhelminthes: Geoplanidae). – Spixiana 47 (1): 113-118

Kontakt:
Dr. Frank Glaw
SNSB – Zoologische Staatssammlung München (SNSB-ZSM)
Münchhausenstraße 21, 81247 München
Tel.: 089 8107 114
E-Mail: glaw@snsb.de

Titelfoto: Jetzt auch in Deutschland angekommen: Die markant gefärbte Landplanarie Caenoplana variegata stammt ursprünglich aus Australien und breitet sich seit einigen Jahren in Europa aus.
(Foto: SNSB/Kathrin Glaw).