Seltene Wildbiene im Botanischen Garten entdeckt

Botanischer Garten München-Nymphenburg

Viele seltene und oft auch bedrohte Pflanzenarten werden in Erhaltungskulturen Botanischer Gärten vermehrt und herangezogen. Das dient auch dem Naturschutz: Botanische Gärten mit ihrer Vielzahl an Pflanzenarten sind auch ein hervorragender Lebensraum für viele heimische Tierarten. Im Botanischen Garten München-Nymphenburg wurde nun eine sehr seltene heimische Wildbiene entdeckt.

Für blütenbesuchende Insekten wie Bienen und Schmetterlinge gibt es im Botanischen Garten München-Nymphenburg ein stets reich gedecktes Nahrungsangebot. Seit 1997 werden die Wildbienen erfasst, derzeit sind 112 verschiedene Arten bekannt, was fast der Hälfte aller im Raum München bekannten Wildbienen-Arten entspricht. Bei einer Nachsuche im Juni 2022 wurde am Botanischen Garten München-Nymphenburg erstmal die seltene Stängel-Blattschneiderbiene (Megachile genalis) entdeckt. Diese Bienenart ist vom Aussterben bedroht, in den vergangenen Jahren wurde sie nur sehr selten in Bayern nachgewiesen. Bisher waren bayernweit nur sechs Fundorte bekannt, an vielen davon wurde diese Biene seit 80 Jahren nicht mehr gesehen.

In den Jahren 2020 und 2021 wurde die seltene Stängel-Blattschneiderbiene bereits an zwei Stellen in München in Kleingarten-Anlagen gefunden. Im Botanischen Garten wurde sie nun eher zufällig entdeckt, dort jedoch in größerer Zahl: Es konnten gleich vier Weibchen beim Pollensammeln beobachtet werden.

Die seltene Bienenart sammelt den Pollen für ihren Nachwuchs ausschließlich auf bestimmten Korbblütengewächsen, vor allem Disteln und Flockenblumen. Und davon gibt es in den Schausammlungen des Botanischen Gartens reichlich. Eine Besonderheit dieser Blattschneiderbiene ist auch ihr Nestbau: Sie baut keine Waben aus Wachs – wie die Honigbienen – und nistet auch nicht in Nisthilfen („Insekten-Hotels“) wie viele ihrer wildlebenden Verwandten.

Megachile genalis baut sich ihre Nester aus ausgeschnittenen Blattstücken, die sie in aufrechte, hohle Pflanzenstängel (zum Beispiel von Zwiebelpflanzen, Karden oder Disteln) steckt, in die sie vorher seitlich ein Loch genagt hat. Im Botanischen Garten wird versucht, die Nester der Art zu erhalten, so dass die seltene Bienenart dort hoffentlich auch in den nächsten Jahren beobachtet werden kann.

Kontakt:
Dr. Andreas Fleischmann
Wissenschaftlicher Mitarbeiter und Kurator an der Botanischen Staatssammlung München (SNSB-BSM)
Menzinger Straße 67
80638 München
Telefon: 089 17861-240
Mail: fleischmann@snsb.de