Vom Ursprung der Dromedare als Nutztiere

Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München

Im Vergleich zu anderen Nutztieren erfolgte die Domestikation des Dromedars recht spät, sie datiert in das zweite Jahrtausend vor Christus und fand auf der Arabischen Halbinsel statt. Das zeigt ein Vergleich des Erbguts heutiger Kamele mit paläogenetischen Analysen, die ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Pamela Burger von der Veterinärmedizinischen Universität in Wien und unter maßgeblicher Beteiligung von Joris Peters, Inhaber des Lehrstuhls für Paläoanatomie, Domestikationsforschung und Geschichte der Tiermedizin der LMU, durchgeführt hat. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift PNAS veröffentlicht.

Im Rahmen der archäozoologischen Untersuchungen wurden Knochenfunde verschiedener archäologischer Fundstellen analysiert, darunter von Al Sufouh im heutigen Dubai. „Das war der Schlüssel, um die Domestikationsgeschichte der Dromedare aufklären zu können“, sagt Joris Peters. Diese beginnt, zur Überraschung der Forscher, an der südöstlichen Küste der Arabischen Halbinsel. „Die Kamele, die jeder von uns mit der Wüste verbindet, kamen dorthin, um zu fressen. Damit die Tiere gesund bleiben, brauchen sie ausreichend Salz.“ Und das fanden sie reichlich in der einst von Salzpflanzen und Mangrovenwäldern gesäumten Küstenregion des Persischen Golfs. In diesen Biotopen wurden die Tiere auch von der bronzezeitlichen Bevölkerung erbeutet. Archäologen fanden allein in Al Sufouh mehr als 17.000 Knochen von Wilddromedaren. „An diesem Ort hat man die Wilddromedare gejagt und zerlegt“, sagt Peters.

Im Labor am Lehrstuhl von Joris Peters, der auch im Vorstand des ArchaeoBioCenters der LMU ist und die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie in München leitet, wurde die DNA aus den Proben der alten Knochenfunde extrahiert. Die DNA wurde anschließend mit dem Erbgut von mehr als 1000 heute lebenden Dromedaren verschiedener Rassen und Regionen verglichen. „Die Analyse des mitochondrialen Erbguts der heutigen Tiere belegt die enge Verwandtschaft mit den frühen domestizierten Tieren und deren heutigen Nachfahren. Aufgrund der archäozoologischen Befunde lässt sich der Beginn der Domestikation auf die Zeit zwischen 1500 und 1000 vor Christus eingrenzen“, sagt Peters.

Im Gegensatz zu vielen anderen Haustieren haben die heutigen Dromedare im Laufe ihrer etwa 3000 Jahre alten Zuchtgeschichte eine vergleichsweise große genetische Vielfalt beibehalten. Die Forscher erklären das damit, dass es in der Frühphase der Nutztierhaltung von Dromedaren weiterhin zu Kreuzungen mit wildlebenden Dromedaren kam. Zudem wurden die Tiere bereits im ersten vorchristlichen Jahrtausend im Fernhandel als Transportmittel genutzt, kamen also viel herum. „Das förderte den genetischen Austausch“, so Peters.

Originalveröffentlichung: PNAS http://www.pnas.org/content/early/2016/05/04/1519508113.abstract

Kontakt:
Univ.-Prof. Dr. Dr. habil. Joris Peters
Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie München (SAPM)
Staatliche Naturwissenschaftliche Sammlungen Bayerns (SNSB)
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