Ein Dino für Bamberg – Naturkundemuseum eröffnet neuen Sauriersaal
Das Naturkundemuseum Bamberg ist ab sofort um eine im wahrsten Sinne „große“ Attraktion reicher: Der Langhals-Dinosaurier Europasaurus holgeri bzw. ein Originalabguss des Fossils begrüßt seine Gäste jetzt im ganz neu eingerichteten Sauriersaal des Museums. Wer das Naturkundemuseum Bamberg in seinem historischen Gemäuer kennt, fragt sich vielleicht, wo in der Ausstellung Platz für einen ganzen Langhals sein könnte – wurde gar der ehrwürdige historische Vogelsaal geräumt? Nein, bei Europasaurus handelt es sich nämlich um einen besonderen Dinosaurier: Er ist ein Zwergsauropode. „Zwerg“ ist allerdings ein dehnbarer Begriff, immerhin misst der ausgewachsene „Kleine“ gute sechs Meter von der Schnauze bis zur Schwanzspitze.
Im Naturkundemuseum Bamberg ist schon seit langem eine große Vielfalt einzigartiger Fossilien zu bewundern, darunter Mobbl, die weltweit größte Meeresschildkröte der Jurazeit, sowie der Flugsaurier Balaenognathus mit seinem zum Plankton-Sieb umgebauten Maul (siehe: Fossilfundstelle Wattendorf: Neuer Pterosaurier mit Hunderten winzigen Hakenzähnen entdeckt). Aber einen Dino, gar einen Langhals, konnte es bisher noch nicht vorweisen.
Gefunden wurde das Originalfossil von Europasaurus übrigens in Deutschland, in einem Kalksteinbruch am nördlichen Harzrand bei Goslar. Man kennt aus den dortigen Flachmeerablagerungen sogar die Überreste von über 20 Artgenossen. Möglicherweise wurde hier vor 154 Millionen Jahren eine ganze Herde bei einer Wattwanderung während eines Gewitters von einem Blitzschlag getötet. Ganz Deutschland, inklusive Franken, war in dieser Epoche, der späten Jurazeit, eine schwülwarme tropische Inselwelt, vergleichbar mit dem heutigen Indonesien. Auf kleinen, nahrungsarmen Eilanden schrumpften die Dinosaurier durch den evolutionären Prozess der „Inselverzwergung“. Direkten Bezug zum Naturkundemuseum Bamberg und seinen fossilen Schätzen aus den Wattendorfer Plattenkalken bekommt Europasaurus durch sein Alter: die Knochen wurden in exakt gleichalten Schichten zu den Kalksteinen von Wattendorf gefunden. Es ist also gar nicht unwahrscheinlich, dass Europasaurus oder eine nahe verwandte Art auch direkt bei uns in Oberfranken lebten. (mehr zum Europasaurus: Paläo-Comics – neue Wege der Wissenschaftskommunikation).
Dieser fremdartig anmutenden Urzeit-Welt und dem längst vergangenen Leben in der Bamberger Gegend widmet sich der komplett neu gestaltete Sauriersaal im Eingangsbereich des Naturkundemuseums Bamberg mit seinem neuen Herzstück, dem Europasaurus-Skelett. Zusätzlich können Besucherinnen und Besucher im Sauriersaal das Originalfossil des Flugsauriers Balaenognathus aus Wattendorf sehen sowie eine neue Medienstation, die die Land-Meer-Verteilung und die Vielfalt des Lebens in der späten Jurazeit in ganz Europa zeigt. In den kommenden Wochen wird der Sauriersaal um eine große Kalksteinplatte mit über 150 Ammoniten aus Ludwag im Bamberg Landkreis erweitert.
Und Museumsleiter Dr. Oliver Wings hat noch weitere Pläne für seinen Sauriersaal: Zum erwachsenen Europasaurus soll sich demnächst auch ein Jungtier der selben Gattung gesellen. Hierzu läuft eine Dino-Spendenaktion. Mehr Informationen zum Spendenaufruf finden sich auf der Webseite des Museums: https://www.naturkundemuseum-bamberg.de/
Kontakt:
Museumsleiter Dr. Oliver Wings
Naturkundemuseum Bamberg
Fleischstr. 2, 96047 Bamberg
Regionalmuseum der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB)
E-Mail: wings@snsb.de
Tel.: 0951 8631 249