Fossilgrabungen
Forschungsgrabung in den Plattenkalken von Brunn/Oberpfalz
In Kooperation mit dem Verein Bildungs- und Dokumentationszentrum Ostbayerische Erdgeschichte e.V. (Regensburg) werden von der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie München (BSPG) seit Mitte der 1990er Jahre Fossilgrabungen im ehemaligen, heute aufgelassenen Forst-Steinbruch Pielenhofen (zwischen Wischenhofen und Brunn, nordwestlich von Regensburg) durchgeführt.
Die Brunner Grabungs-Fundstelle hat seit inzwischen mehr als 25 Jahren eine reichhaltige Plattenkalk-Fauna und -Flora des Ober-Juras (Ober-Kimmerdigium; ca. 153 Millionen Jahre alt) geliefert. Dabei wurden typische Organismen der späten Jurazeit in Europa, inklusive zahlreicher neuer Arten, wie auch rein endemische (d. h. nur hier vorkommender) Formen, nachgewiesen. Dazu gehören vor allem meeresbewohnende Ammoniten, Muscheln, Krebse, Seeigel und Knochenfische, aber auch Tiere und Pflanzen ehemaliger umgebender Inseln, wie Palmfarne, Brückenechsen und Flugsaurier.
Besonders bekannt geworden sind die Plattenkalke von Brunn für ihre Fülle an ansonsten unbekannten Jungtieren verschiedener Organismen. Highlights dieser Grabungsstelle sind verschiedene Flugsaurier, Brückenechsen, Fische, Stachelhäuter und Pflanzen. In der letzten Grabungssaison gelang der vollständige Fund eines Babykrokodils der Art Crocodilaemus robustus; eines sehr seltenen Krokodils, welches bisher mit nur wenigen Exemplaren aus dem französischen Cerin (Département Ain) bekannt war.
In der jährlichen Grabungssaison arbeiten hier durchschnittlich 4-6 ehrenamtliche Grabungshelfer unter wissenschaftlicher Leitung der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie.
Forschungsgrabung Ettling
Die Forschungsgrabung des Jura-Museum Eichstätt im Plattenkalksteinbruch von Ettling (Markt Pförring) erbringt vor allem fossile Fische von großer wissenschaftlicher Bedeutung (siehe Pressemitteilungen der SNSB). Die Erhaltung dieser Fische ist außerordentlich gut und umfasst eine 150 Millionen Jahre alte Fischfauna aus der späten Jurazeit mit zahlreichen, bisher noch unbeschriebenen Arten. Die Fundstelle gibt einen detailliertenen Einblick in die frühe Evolution der modernen Fische und deren Ökosystem. Ettling ist ein einzigartiges Fenster in die Erdgeschichte!
Darüber hinaus gibt sie detaillierte Einblicke in die Bildung der Plattenkalke und die Versteinerungsprozesse, die zur Bildung der weltberühmten Fossilien geführt haben. Diese sind bisher im Detail wenig verstanden. Viele der offenen Fragen können durch die Datensammlung während der Forschungsgrabung und begleitende Analysen beantwortet werden. Erste Ergebnisse dazu wurden inzwischen auf mehreren Internationalen Tagungen vorgestellt.
Seit 2008 arbeiten bei der Forschungsgrabung jedes Jahr 8-12 ehrenamtliche Grabungshelfer:innen. Interessierte Laien, Hobbysammler:innen und Student:innen helfen aktiv mit, Daten für die Forschung zu generieren und leisten so an der Seite der Wissenschaft einen aktiven Beitrag zu aktuellen Forschungsfragen.
Fossilgrabung in den Oberjura-Plattenkalken von Wattendorf
In dem Kalk- und Dolomitbruch der Firma Andreas Schorr bei Wattendorf im Landkreis Bamberg wurden im Jahr 2000 überraschend sehr fossilreiche Plattenkalke der oberen Jura-Zeit angeschnitten, die mit den Solnhofener Plattenkalken vergleichbar sind. Seit dem Jahr 2004 führt dort ein Team des Naturkunde-Museums Bamberg wissenschaftliche Grabungen durch, durch die eine große Anzahl spektakulärer und wissenschaftlich wertvoller Wirbeltierfossilien geborgen wurde und wird. Es handelt sich um ein langfristig endliches Vorkommen, weshalb so viele Fossilien als möglich zeitnah geborgen werden sollten. Dies ist nur mit dem Einsatz versierter ehrenamtlicher Grabungsmitarbeiter zu leisten, da die personellen Ressourcen des Museums dazu zu gering sind.
Derzeit arbeiten sieben ehrenamtliche Grabungshelfer an dem Projekt mit.
Fossilgrabung Mistelgau
In der ehemaligen Tongrube von Mistelgau bei Bayreuth werden seit den 90er Jahren im Rahmen regelmäßiger wissenschaftlicher Grabungen des Urwelt-Museums Oberfranken zahlreiche Fossilien mariner Reptilien, in erster Linie Ichthyosaurier, gefunden, geborgen und präpariert. Die Funde, meist mehr oder weniger vollständige, aber oft teilweise disartikulierte Skelette von Tieren der Gattungen Stenopterygius, Eurhinosaurus und Temnodontosaurus, aber auch Teilskelette von Sauropterygiern der Gattung Plesiosaurus stellen eine einzigartige Kollektion mariner Tetrapoden, insbesondere Ichthyosaurier aus dem Obertoarcium (Unterjura) dar.
Fossilgrabung Tongrube Hammerschmiede
In Kooperation mit den SNSB führte Prof. Dr. M. Böhme, Eberhard-Karls-Universität Tübingen, seit 2021 Fossilgrabungen in der Tongrube Hammerschmiede im Ostallgäu durch. Berühmt wurde die Fundstelle durch den Fund der Überreste des Menschenaffenfossils Danuvius guggenmosi, genannt „Udo“, die im Jahr 2019 entdeckt wurden. Die Tongrube Hammerschmiede birgt eine reichhaltige Fauna aus der Zeit des Mittel- bis Ober-Miozäns. Die dort abgelagerten Molasse-Sedimente stammen von ehemals im Voralpenland mäandrierenden Flussläufen. Sie enthalten die fossilen Überreste von Tieren, die vor 11,6 Millionen Jahren im und am Fluss gelebt haben, darunter Fische, Schildkröten, Kröten oder Biber sowie Elefanten, Nashörner, Pandas, Hirschferkel und viele mehr.
Einige der Hammerschmiede-Fossilien sind in der Sonderausstellung „Molassic Park – Eine Expedition zu Bayerns Menschenaffen, Urelefanten und subtropischen Wäldern“ zu sehen. Die Sonderausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Museum Mensch und Natur, des Botanischen Gartens München-Nymphenburg, der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie, des Naturkundemuseum Bayern und der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. „Molassic Park“ wandert abwechselnd in die SNSB Regionalmuseen und kann dort besucht werden.