Neue Fischgattungen aus den Solnhofener Plattenkalken
Jura-Museum Eichstätt
Die jurazeitlichen Kalkschichten rund um Eichstätt bringen immer wieder Überraschendes zu Tage: Wissenschaftler des Jura-Museums Eichstätt beschrieben nun gleich zwei 150 Millionen Jahre alte Fischfossilien aus den Solnhofener Plattenkalken, die beide jeweils einer neuen Gattung zugeordnet werden konnten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie diese Woche in der Fachzeitschrift Journal of Vertebrate Paleontology.
Die beiden neuen Fische Zandtfuro tischlingeri EBERT, 2019 und Schernfeldfuro uweelleri EBERT, 2019, benannt nach ihren Fundorten Zandt und Schernfeld im Landkreis Eichstätt, sind kleine Raubfische mit relativ großen Zähnen aus der Gruppe der Halecomorphi.
Vor 150 Millionen Jahren lag Bayern in den Tropen: Im Bereich des heutigen Altmühltals erstreckte sich eine ausgedehnte Karbonatplattform vergleichbar mit den heutigen Bahama Banks, mit Inseln, Riffen und freien Wasserflächen. Dort schwammen etliche Arten dieser Fischgruppe durch die Wannen des Solnhofener Archipels. Die Fossillagerstätten um Eichstätt und Solnhofen stellen heute ein einmaliges „Fenster der Erdgeschichte“ dar. Aufgrund ihrer hervorragend erhaltenen Fossilien geben sie detaillierte Einblicke in die damalige Tier- und Pflanzenwelt. Berühmtestes Fossil der süddeutschen Plattenkalke ist sicherlich der Urvogel Archaeopteryx. Bemerkenswert ist allerdings auch die außergewöhnlich gute Erhaltung ihrer Fischfossilien.
Die Halecomorphi waren zur Zeit des Oberjura weit verbreitet. Heute ist aus dieser Gruppe nur noch eine einzige Art bekannt, der nordamerikanische Kahlhecht oder Schlammfisch (Amia calva). Es scheint so, dass die Halecomorphi trotz ihrer ehemaligen Artenfülle von den „echten Knochenfischen“ (Teleostei) verdrängt wurden. Das liegt möglicherweise an den verknöcherten Schuppen vieler Halecomorphi, die einerseits das Tier schützten, andererseits durch ihr Gewicht und ihre Unflexibilität die Bewegung und Geschwindigkeit einschränkten. Martin Ebert, der die Fische aus der Sammlung des Jura-Museums Eichstätt wissenschaftlich bearbeitet, erwartet nun, durch die Beschreibung dieser und weiterer neuer Fischarten der Plattenkalke fundierte Aussagen über die Verwandtschaft der Oberjurassischen Fische und die Ökologie der Plattenkalkwannen treffen zu können.
Zandtfuro tischlingeri EBERT, 2019 ist mit neun bekannten Exemplaren relativ häufig. Die meisten Exemplare stammen aus den Plattenkalken von Zandt bei Denkendorf. Es gibt jedoch auch Exemplare aus der Eichstätter Plattenkalkwanne. Von Schernfeldfuro uweelleri EBERT, 2019 ist bisher nur ein einzelnes Exemplar aus den Oberjurassischen Plattenkalken von Schernfeld bei Eichstätt bekannt.
Jura-Museum Eichstätt
Das Jura-Museum Eichstätt ist eines der bedeutendsten paläontologischen Museen in Deutschland. Auf der Willibaldsburg über der Stadt Eichstätt gelegen, beherbergt es eine weltberühmte Sammlung mit Schwerpunkt auf den Fossilien der „Solnhofener Plattenkalke“.
Die naturkundliche Sammlung wird stetig erweitert und wissenschaftlich bearbeitet. Mit den wissenschaftlichen Grabungen in Schamhaupten und Ettling sowie zahlreichen weiteren Forschungsprojekten ist das Jura-Museum ein fester Bestandteil der weltweiten aktuellen geowissenschaftlichen Forschung.
Das Jura-Museum Eichstätt ist ein Regionalmuseum der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (www.snsb.de). Die Schauräume sind derzeit für Besucher vorübergehend geschlossen. Weitere Informationen sind unter www.jura-museum.de zu finden.
Publikation
Ebert M 2019. Zandtfuro and Schernfeldfuro, new genera of Halecomorphi (Actinopterygii) from the Upper Jurassic Solnhofen-Archipelago. Journal of Vertebrate Paleontology
https://doi.org/10.1080/02724634.2019.1592759
Kontakt
PD Dr. Martina Kölbl-Ebert
Jura-Museum Eichstätt
Willibaldsburg
85072 Eichstätt
Telefon: 08421/60298-25
Email: koelbl-ebert@jura-museum.de
Web-Adresse: www.jura-museum.de