Promovendin oder Promovend (w/m/d) – Botanischer Garten
Die SNSB gehören zu den ältesten und größten Forschungssammlungen der Welt. Sie vereinen naturkundliche Sammlungen der Fachrichtungen Zoologie, Botanik, Geologie, Paläontologie, Mineralogie, Anthropologie und Paläoanatomie – darunter auch die Lebendsammlungen des Botanischen Gartens. Etwa 280 Mitarbeitende archivieren und erforschen rund 32 Millionen Sammlungsbelege. Im Mittelpunkt der SNSB-Aktivitäten in Sammlung, Forschung und Wissenstransfer steht der Geo- und Biosphärenwandel, mit besonderem Augenmerk auf alpinen Systemen in Zeit und Raum. Mit unseren nationalen und internationalen Forschungen tragen wir maßgeblich zum tieferen Verständnis der Geo- und Biodiversität sowie der Auswirkungen menschlichen Handelns auf das Ökosystem Erde bei.
Zum nächstmöglichen Zeitpunkt suchen wir eine
Promovendin oder einen Promovenden (w/m/d)
am Botanischen Garten München-Nymphenburg, befristet bis zum 31.12.2027 in Teilzeit 65% für das Projekt „Evolution der Transpirationsbarriere in Aeonium (Crassulaceae) – Untersuchung der Chemie und Struktur der Kutikula mittels Raman-Spektroskopie“
Projektbeschreibung
Die Kutikula ist die bedeutendste Transpirationsbarriere der Pflanzen. Struktur und Zusammensetzung der kutikulären Wachse haben nachweislich einen Einfluss auf die Transpirationsbarrierefunktion der Kutikula. Im Rahmen des oben genannten Forschungsprojektes wird untersucht, welche Rolle kristalline Wachsanteile in Relation zu amorphen Wachsanteilen für die Wasserdurchlässigkeit der Kutikula spielen. Während die genetische Grundlage der Biosynthese kutikulärer Wachse und die Elongation ihrer aliphatischen Komponenten zunehmend besser verstanden wird, ist es in groß angelegten Studien nicht gelungen, einen direkten Zusammenhang zwischen der Chemie der Wachse und den entsprechenden Transpirationsbarriereeigenschaften der Kutikula herzustellen. Während die Zusammensetzung der kutikulären Wachse durch Extraktion und anschließende chromatographische Analyse untersucht wird, wurde die Struktur der Kutikula hauptsächlich mit Hilfe der Elektronenmikroskopie untersucht, und beide Methoden setzen die Zerstörung des Untersuchungsobjekts voraus. Die Raman-Spektroskopie und ihre Anwendungen zur Untersuchung der Struktur und Biochemie von Pflanzen sind eine aufstrebende Methode in den Pflanzenwissenschaften und haben bereits großes Potenzial für die In-vivo-Analyse der Kutikula gezeigt. Raman-Imaging-Mapping ist gut geeignet, die chemischen Eigenschaften und den Grad der Kristallinität oder Amorphie in mehrschichtigen Objekten wie der Kutikula räumlich aufzulösen. Es ist eine minimalinvasive Methode (Spotgröße 0,9 µm mit dem 100-fach vergrößernden Objektiv), die nur eine einfache Präparation der Probe erfordert und daher auch bei Pflanzen angewendet werden kann, von denen keine Kutikularmembranen isoliert werden können, wie es bei Aeonium der Fall ist.
Aeonium ist eine Gattung sukkulenter Pflanzen, die zur artenreichsten Abstammungslinie der makaronesischen Flora gehört. Sie ist ein klassischer Fall von Radiation in verschiedene ökologische Nischen. Bei 32 der 41 anerkannten Aeonium-Arten divergiert der minimale Leitwert der Kutikula für Wasserdampf nachweislich um zwei Größenordnungen, was die enorme ökologische Vielfalt dieser Gattung unterstreicht. Aeonium-Arten betreiben in unterschiedlichem Maße auch Crassulaceen-Säuremetabolismus (CAM), und es konnte gezeigt werden, dass der minimale Leitwert negativ mit dem Grad der CAM-Expression im Verhältnis zur C3-Kohlenstofffixierung korreliert. Dies deutet darauf hin, dass die kutikulären Eigenschaften als Transpirationsbarriere bei der Diversifizierung von CAM-Pflanzen wahrscheinlich unter Selektionsdruck stehen.
Mit diesem Projekt wollen wir die Hypothese der Kristallinität kutikulärer Wachse als Indikator für die Wasserdurchlässigkeit der Kutikula testen und die Evolution und den Selektionsdruck auf Gene untersuchen, die der Biosynthese kutikulärer Wachse zugrunde liegen und für den Schutz vor Wasserverlust in einer ökologisch vielfältigen Abstammungslinie verantwortlich sind.
Vorausgesetzte Qualifikationen:
- abgeschlossenes Studium (Master of Science) der Biologie oder eines verwandten wissenschaftlichen Fachgebiets,
- fließende Sprachkenntnisse in Englisch,
- Interesse an Pflanzenphysiologie, spektroskopischen Techniken und Genomik sowie einem einschlägigen Hintergrund in Pflanzenökologie und -evolution.
- Erfahrung mit molekularbiologischen Labormethoden wird vorausgesetzt.
- Frühere Erfahrungen mit spektroskopischen Labortechniken, analytischer Chemie, experimenteller Pflanzenphysiologie oder Bioinformatik werden als vorteilhaft angesehen.
Wir bieten:
- einen interessanten und vielseitigen Arbeitsplatz im öffentlichen Dienst, sowie alle Vorteile einer Beschäftigung im Dienst des Freistaates Bayern,
- einen Arbeitsplatz in München, einer der attraktivsten Städte Deutschlands, mit besonders hoher Lebensqualität,
- eine Vergütung gemäß dem Tarifvertrag der Länder (TV-L E13).
- Dieses Projekt wird unter der primären Leitung von Dr. Thibaud Messerschmid (Botanischer Garten München-Nymphenburg) und PD Dr. Melanie Kaliwoda (Mineralogische Staatssammlung München) sowie Prof. Dr. Gudrun Kadereit (LMU München) durchgeführt.
Wir freuen uns auf Ihre aussagefähigen und vollständigen Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf inkl. 1-2 Referenzen und Publikationsliste, Abschluss- und Urkunde des abgeschlossenen Studiums sowie ein Motivationsschreiben bis spätestens 21.02.2025 unter bewerbung@snsb.de. Bei inhaltlichen Fragen wenden Sie sich bitte an Herrn Dr. Thibaud Messerschmid (messerschmid@snsb.de). Bei Fragen zu dem Verfahrensablauf bzw. Bewerbungsverfahren wenden Sie sich bitte an Frau Susann Windisch (personal@snsb.de).
Wir haben uns Vielfalt zum Ziel gesetzt. Deswegen sind Bewerbungen von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen ausdrücklich erwünscht. Zur Verwirklichung der Gleichstellung von Frauen und Männern besteht ein besonderes Interesse an der Bewerbung von Frauen. Schwerbehinderte Personen werden bei wesentlich gleicher Qualifikation bevorzugt. Bewerbungen von Menschen mit Migrationshintergrund sind erwünscht.
Wir verweisen darauf, dass nach Abschluss des Verfahrens Bewerbungsunterlagen nicht zurückgesandt werden. Reisekosten für die Anreise zu einem möglichen Bewerbungsgespräch werden nicht übernommen.