100 Jahre Botanischer Garten München-Nymphenburg, Ausstellung zur Geschichte des Gartens

Botanischer Garten München-Nymphenburg

Anlässlich des 100. Geburtstages, den der Botanische Garten München Nymphenburg am 10. Mai 2014 begeht, wird eine Ausstellung im Grünen Saal gezeigt. Sie gewährt anhand von Bildern und kurzen Texten einen Einblick in die Anfänge des Botanischen Gartens und zeigt einen Gartenplan des alten Botanischen Gartens und einen alten Stich, eine Auswahl alter Gartengeräte, verschiedene Porzellanschilder wie sie früher zum Etikettieren überall im Garten standen und einen großen alten Autokoffers , der damals vom Gartengründer Karl Eberhard von Goebel benutzt wurde. In einer Vitrine sind Teller mit dem Signum K.B.G. (Königlich Botanischer Garten) zu sehen, Reste des garteneigenen Geschirrs au der Zeit seiner Gründung. Ergänzend werden im Gewächshaus und im Freiland an den entsprechenden heutigen Orten Tafeln aufgestellt, die Bilder aus der Zeit der Gartengründung oder den Anfangsjahren zeigen, so dass der Besucher einen direkten Vergleich von gestern und heute hat.

Am 10. Mai 1914, einem Sonntag, wurde der Königliche Botanische Garten München-Nymphenburg feierlich eröffnet. Der bayerische König Ludwig III (1845 – 1921) war bei der Einweihung ebenso zugegen wie Vertreter der Stadt München und der Universität. Abgesandte anderer Botanischer Gärten und die Münchner Bevölkerung nahmen regen Anteil.

Der Botanische Garten in Nymphenburg, der an diesem kühlen, wolkenverhangenen Maisonntag der Wissenschaft und der Bevölkerung übergeben wurde, war nicht der erste Botanische Garten Münchens. Sein Vorgänger war der heutige, in der Nähe von Stachus und Hauptbahnhof gelegene, im Jahr 1812 eröffnete Alte Botanische Garten, von dem außer dem Eingangsportal nichts mehr von damals erhalten geblieben ist. Er dient jetzt als Parkanalage.

Im Jahr 1908 genehmigte die Bayerische Abgeordnetenkammer die Verlegung des Botanischen Gartens. Die ursprüngliche, vom berühmten Gartengestalter Friedrich Ludwig von Sckell (1750 -1823) geplante und realisierte Anlage war zuvor durch den Bau des riesigen Glaspalastes auf dem Gartengelände zerstört worden. Zudem schädigten die zunehmenden Abgase, die von den Kohleheizungen der wachsenden Stadt und den Dampfloks des nahegelegenen Hauptbahnhofes stammten, die Pflanzen, insbesondere die Nadelbäume. Treibende Kraft für die Verlegung des Gartens war der damalige Gartendirektor Karl Eberhard von Goebel (1855 -1932).

Um die Aufnahme des neuen Botanischen Gartens bemühten sich mehrere Gemeinden. Aus mehrerlei Gründen fiel die Entscheidung für das damals noch außerhalb der Stadt gelegene Gelände in Nymphenburg: Der Nymphenburger Schlosspark im Süden und der Besitz der Englischen Fräulein im Osten bot Schutz vor künftiger Umbauung; die

Wasserversorgung war durch Würmwasser durch Überleitung aus dem Nymphenburger Schlosskanal gesichert; im Westen bot das Kapuzinerhölzl Windschutz; der Ort war von der Stadt aus gut erreichbar.

Ende 1908 wurde unter der Oberleitung von K. E. v. Goebel mit der Planung begonnen. 18,7 Hektar, ein Gebiet von stattlicher Größe, standen für die Anlage eines neuen Botanischen Gartens zur Verfügung. Später wurde er auf 22 Hektar erweitert.

Mit den Arbeiten im Freiland begann man im Januar 1909; unter anderem wurde über eine eigens errichtete Rollbahn Erde und Kies angeliefert; man führte Ausschachtungsarbeiten für den zukünftigen Teich und den Parterregarten, heute als Schmuckhof bekannt, durch, baute das Alpinum auf und pflanzte im Winter 1912 zahlreiche Bäume.

Gleichzeitig wurden ab 1910 verschiedene Hochbauten errichtet, darunter die Wohngebäude für den Direktor und den (damals so genannten) Gartenkustos und die Überwinterungshalle für nicht frostharte Gehölze, heute als Winterhalle bezeichnet. Mit der Errichtung der Schauhäuser begann man im Frühjahr 1911, stellte sie im August 1912 fertig und bepflanzte sie im Jahr 1913. Die Gewächshausanlage wurde von K. E. v. Goebel nach dem Vorbild der Gewächshäuser des berühmten Palmengartens in Frankfurt a. M. geplant. Beheizt wurden die Häuser durch eine Zentralheizung; die Heizkessel wurden mit Koks gespeist.

Nach der glanzvollen Eröffnung im Mai 1914 bleiben dem Garten nur wenige Monate bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Es fehlte mit zunehmender Kriegsdauer an Geld, Heizmaterial, Pflanzennachschub und Arbeitskräften, da viele Gärtner zum Kriegsdienst einberufen wurden. Eine ähnliche Situation ergab sich dann auch während des Zweiten Weltkriegs.

Wer heute den Botanischen Garten besucht, merkt nichts von den überstandenen schlechten Zeiten. Die in der Epoche des Münchner Jugendstils errichteten Gebäude und die Freilandanlagen sind weitgehend erhalten und stehen heute unter Denkmal- und Ensembleschutz. Der Botanische Garten München-Nymphenburg gilt noch heute als einer der schönsten Gärten Europas. Er verbindet seit jeher wissenschaftlichen Auftrag und Forschung mit ästhetischem Genuss, vermittelt Wissen und Freude an Pflanzen und ist ein Ort der Erholung und Entspannung. Vor hundert Jahren ist den Schöpfern des Botanischen Gartens ein Werk gelungen, das über alle Kriegswirren, Schwierigkeiten und Modeströmungen hinweg noch heute Bestand hat.

Text: Ehrentraud Bayer