Die Natur kann nicht warten: Europäische naturwissenschaftliche Museen fordern die Verabschiedung des EU-Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur

Die europäischen naturwissenschaftlichen und naturhistorischen Museen und Botanischen Gärten, zusammengeschlossen im CETAF-Konsortium, unterstützen nach wie vor das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur (EU Nature Restoration Law) und fordern die Entscheidungsträger im Europäischen Parlament auf, das Gesetz am Dienstag, 27.6.2023, in vollem Umfang zu verabschieden. Auch Prof. Joris Peters, Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) hat den offenen Brief an die Entscheider im EU-Parlament unterzeichnet.

Inzwischen befinden sich mehr als 80 % der Lebensräume in Europa in einem schlechten Zustand. Das Nature Restoration Law der EU soll helfen, geschädigte Ökosysteme wiederherzustellen, die darin lebenden Arten zu schützen und die Artenvielfalt wieder zu erhöhen. Die Verordnung zur Wiederherstellung der Natur zielt darauf ab, bis 2030 mindestens 20 Prozent der geschädigten Land- und Meeresgebiete der EU und bis 2050 alle Gebiete, die als sanierungsbedürftig gelten, wiederherzustellen. Voraussetzung ist, dass auch das Plenum des Europäischen Parlaments am kommenden Dienstag, 27.06.2023, dem Gesetz zustimmt.

Nach der Behandlung im EU-Umweltausschuss (ENVI) mit offenem Ausgang unterstützte der Europäische Rat zwar den Gesetzesentwurf, aber Berichten zufolge stimmten dennoch fünf Länder dagegen und zwei äußerten Bedenken. Am 27. Juni soll nun im Plenum des Europäischen Parlaments über das EU-Gesetz zur Wiederherstellung der Natur abgestimmt werden. Erst wenn es die Abstimmung besteht, ist das Gesetz bereit für die abschließenden Verhandlungen. Direktoren der naturhistorischen Museen aus Europa, so auch Prof. Joris Peters, Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB), haben sich nun besorgt in einem offenen Brief direkt an die Minister und Mitglieder des Europäischen Parlaments gewandt. „Mit unseren naturwissenschaftlichen Sammlungen können wir Ihnen zeigen, was wir bereits verloren haben, was in den letzten Jahrhunderten verloren gegangen ist, vor allem aufgrund nicht nachhaltiger menschlicher Aktivitäten. Angesichts der Tatsache, dass derzeit eine Million Arten vom Aussterben bedroht sind, hoffen wir, dass Sie die richtigen Entscheidungen treffen, damit die Natur nicht nur in unseren Museen zu finden ist,“ heißt es in dem Brief mit dem dringenden Aufruf, nächste Woche für das Gesetz zu stimmen.

„Unsere CETAF-Gemeinschaft hat schnell auf die potentielle Gefährdung des EU-Gesetzes zur Wiederherstellung der Natur reagiert“, sagt Ana Casino, Geschäftsführerin von CETAF. „In unserem Brief an die Entscheidungsträger, bringen wir unsere tiefe Besorgnis zum Ausdruck, und drängen sie, die Verpflichtungen aus dem Globalen Biodiversitätsrahmen der UN-Biodiversitätskonferenz (COP15) in Montréal vom vergangenen Dezember einzuhalten. An unserer Überzeugung hat sich seither natürlich nichts geändert. Wir werden unsere Augen nicht vor den Auswirkungen des Klimawandels, der Biodiversitätskrise und ihren beträchtlichen Folgen verschließen “, so Casino weiter.

Die CETAF-Mitglieder, allesamt Forschungseinrichtungen mit naturwissenschaftlichen Sammlungen, bewahren fast 80 % der bisher bekannten Vielfalt der Erde auf. „Sie wollen auf keinen Fall immer mehr ausgestorbene Arten aufbewahren. Die unglaubliche Fähigkeit der Natur, sich selbst zu regenerieren, muss unermüdlich durch politische Maßnahmen unterstützt werden. Wir können es uns nicht leisten, noch mehr Zeit und Ressourcen zu verlieren, deshalb wiederholen wir unsere Bitte an unsere Gesetzgeber und Entscheidungsträger – insbesondere an diejenigen aus den Ländern, die sich im Rat gegen das Gesetz ausgesprochen haben. Wir hoffen sehr, dass das Gesetz zur Wiederherstellung der Natur am Dienstag verabschiedet wird und seine Reise zu den Trilog-Verhandlungen fortsetzt, damit es noch vor dem Ende der Amtszeit dieser Kommission in Kraft treten kann“, endet Casino.

Open letter to the leaders of the European Union

CETAF Consortium of European Taxonomic Facilities