Fossile Frösche verraten das Geheimnis ihrer Hautpflege

Naturkundemuseum Bamberg
Paläontologen des University College Cork (UCC), Irland, und der SNSB haben das hundert Jahre alte Rätsel gelöst, wie es einigen fossilen Fröschen gelang, ihre Weichteile über Millionen von Jahren zu erhalten – es liegt an ihrer Haut.

Der Paläontologe Daniel Falk und seine Kollegin Prof. Maria McNamara vom University College Cork (UCC), Irland, haben zusammen mit Wissenschaftlern aus Irland, Deutschland und Großbritannien 45 Millionen Jahre alte fossile Frösche aus dem Geiseltal in Sachsen-Anhalt untersucht. An der Studie beteiligt war auch der Paläontologe Dr. Oliver Wings, Leiter des Naturkundemuseums Bamberg, eines der fünf Regionalmuseen der SNSB.

Bemerkenswert ist, dass die Frosch-Fossilien aus dem Geiseltal mitsamt der vollständigen Umrisse ihrer Körperweichteile erhalten sind. Das Forscherteam fand heraus, dass dieser hervorragende Erhaltungszustand direkt mit der Fossilwerdung der Froschhaut zusammenhängt.

Das Team untersuchte die Fossilien mit hochpräzisen Techniken wie Rasterelektronenmikroskopie, Synchrotron-Röntgenanalyse und Infrarotspektroskopie. Methoden, die den Paläontologinnen und Paläontologen zu der Zeit, als die Fossilien im frühen zwanzigsten Jahrhundert entdeckt wurden, noch nicht zur Verfügung standen. „Die in den 1930er Jahren ursprünglich vermutete Versteinerung der Frösche durch Kieselsäure ließ sich durch unsere Tests nicht bestätigen“, sagt Dr. Oliver Wings.

„Dabei ist die Qualität der Erhaltung der fossilen Froschhaut erstaunlich – sogar subzelluläre Strukturen wie Kollagenfasern sind erkennbar“, sagt der Erstautor der Studie, Doktorand Daniel Falk. „Beim Prozess der Fossilisation wurde die Haut der Frösche durch das Mineral Kalziumphosphat nachgebildet und so über Millionen von Jahren konserviert.“

„Die Erhaltung der Haut ist so gut, dass wir sogar den Lebensraum der fossilen Frösche rekonstruieren können“, so Daniel Falk weiter. „Die fossile Haut zeigt spezielle Strukturen, die wohl das Austrocknen der Tiere verhinderten. Das könnte ein Hinweis sein, dass diese Frösche die meiste Zeit ihres Lebens an Land verbrachten.“

„Erhaltene Weichteile bei Fossilien verraten oft verborgene Informationen über die Biologie der Tiere“, sagt die Erstautorin Prof. Maria McNamara. „Wir haben entdeckt, dass die fossile Haut der Geiseltalfrösche auf die gleiche Weise erhalten ist wie die fossiler Frösche von anderen Fundorten in Europa.”

Die Studie unterstreicht einmal mehr die Wichtigkeit von Naturkundesammlungen und die Notwendigkeit, historische Sammlungsexemplare mit Hilfe moderner Techniken immer wieder neu zu bewerten.

Die Arbeit ist Teil einer Forschungskooperation zwischen dem UCC, der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dem Naturkundemuseum Bamberg und der Universität Oxford, Großbritannien, die vom Irish Research Council, dem European Research Council und der International Association of Sedimentologists finanziert wurde. Die Studie wurde in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht.

Publikation
Falk, D., Wings, O., Unitt, R. et al. Fossilized anuran soft tissues reveal a new taphonomic model for the Eocene Geiseltal Konservat-Lagerstätte, Germany. Sci Rep 14, 7876 (2024).
DOI URL: https://doi.org/10.1038/s41598-024-55822-y

Kontakt
Dr. Oliver Wings
Naturkundemuseum Bamberg
Tel: 0951 863-1249
E-Mail: wings@snsb.de