Unter dem Scanner: Neuessinger Eiszeitskelett in 3D

Staatssammlung für Anthropologie München

Wissenschaftler beim 3D Scan
Dr. George McGlynn, Oberkonservator an der Staatssammlung für Anthropologie München (SNSB-SAM), erstellt mit Hilfe eines hochauflösenden 3D-Scanners ein digitales dreidimensionales Abbild des 34.000 Jahre alten Neuessing-Skeletts. (Bild: SNSB-SAM)

Demnächst können Besucher:innen des Altmühltals in der neu geschaffenen Kultureinrichtung MEMU –  Essing den Eiszeit-Mann von Neuessing besichtigen. Von allen Skelettelementen des bereits 1913 geborgenen Individuums werden derzeit 3D-Scans angefertigt, die schließlich als 3D-Drucke zu einem dauerhaften Museumsexponat zusammengefügt werden sollen. Das 34.000 Jahre alte menschliche Skelett ist damit der Öffentlichkeit zugänglich, das Original kann aber weiter beforscht werden. Für die fachgerechte Aufbewahrung des Skelettfunds ist die Staatssammlung für Anthropologie zuständig, eine der sieben Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns.

Die Staatssammlung für Anthropologie München (SNSB-SAM) beherbergt das 34.000 Jahre alte eizeitliche Skelett des „Mannes aus Neuessing“ – einer der wertvollsten prähistorischen Menschenfunde Bayerns. Das gut erhaltene Skelett ist somit fast 30.000 Jahre älter als die berühmte Gletschermumie Ötzi vom Hauslabjoch in den Ötztaler Alpen. Entdeckt wurden die Überreste 1913 bei archäologischen Ausgrabungen in den Klausenhöhlen in Neuessing bei Kelheim im Altmühltal. Der Fund ist eine Sensation, da es sich um eine der ältesten Bestattungen eines modernen Menschen in Europa handelt.

Aktuell erstellt Dr. George McGlynn, Oberkonservator an der Staatssammlung für Anthropologie München, mit Hilfe eines hochauflösenden 3D-Scanners ein digitales dreidimensionales Abbild des Neuessing-Skeletts. Ein durchaus zeitaufwändiges Unterfangen, denn der Wissenschaftler muss für die 3D Rekonstruktion des gesamten Skeletts jedes Knochenelement einzeln einscannen. „Alleine die Scans des mehrteiligen Fußskeletts haben einen ganzen Tag beansprucht. Da das Skelett des Eiszeitmanns nahezu vollständig erhalten ist, wenn auch teilweise in fragmentarischem Zustand, müssen hunderte Knochen bzw. Bruchstücke gescannt werden,“ so George McGlynn. Die digitale Rekonstruktion lässt sich schließlich dreidimensional ausdrucken. Bis zur Fertigstellung der druckreifen 3D-Scans sind allerdings noch mehrere Wochen Arbeitszeit am Rechner notwendig. So kann der Mann aus der Eiszeit zukünftig dauerhaft in einer Ausstellung in der im Juli 2023 eröffneten Kultureinrichtung MEMU (Mensch und Museum) – Essing bewundert werden. Die Originale verbleiben indessen in der Staatssammlung für Anthropologie in München. „Solch gut erhaltene Skelettfunde aus dieser Zeit sind extrem selten. Umso wichtiger ist deren Archivierung in einer wissenschaftlich betreuten Sammlung, wie der Staatssammlung für Anthropologie München. Viele Stücke bedürfen ganz spezieller Konservierungsmethoden, um sie zu erhalten und weiter erforschen zu können,“ so McGlynn weiter.

Im Vorfeld der 2022 gezeigten Ausstellung „Eiszeit“ im Rosenheimer Lokschuppen wurde von einer interdisziplinären Forschergruppe mit Beteiligung der Staatssammlung für Anthropologie München bereits intensiv mit modernsten Analysemethoden an dem Skelett geforscht. Die Präsentation der Ergebnisse der Untersuchungen zu Alter, Aussehen, Provenienz, Gesundheitszustand sowie Ernährung des Neuessing-Manns war eines der Highlights der Ausstellung, diese Befunde werden auch im MEMU – Essing vorgestellt. Derzeit werden an dem Skelett – neben den 3D Scans – unter anderem umfangreiche Restaurierungsarbeiten und weitere osteologische Untersuchungen sowie altDNA Analysen durchgeführt. George McGlynn von der Staatssammlung für Anthropologie erwartet viele weitere spannende Details zur Geschichte des Manns aus Neuessing.

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. George McGlynn
SNSB – Staatssammlung für Anthropologie München
Tel: 089 5488 438 12
E-Mail: mcglynn@snsb.de